Innovative Wohnformen für Ältere

Leader-Projekt startete erfolgreich am 17. Januar 2014

Miteinander und füreinander leben im Dorf:
Neuweiler, Agenbach, Breitenberg, Gaugenwald, Hofstett, Oberkollwangen, Zwerenberg

Alt werden in vertrauter Umgebung ist möglich!

Interessiert zuhörende Bürger bei der gut besuchten Auftaktveranstaltung in der Waldschulhalle.

Einen erfolgreichen Start schaffte das LEADER-Projekt „Innovative, barrierearme Wohnformen für ältere Menschen“ am 17. Januar 2014 in der Waldschulhalle. Inspirierend. war das Beispiel der Gemeinde Eichstetten, wo das „Dorf den Generationenvertrag übernommen hat.“ Die gute Resonanz und Stimmung der Auftaktveranstaltung zeigte deutlich, dass auch hier zahlreiche Bürgerinnen und Bürger bereit sind, sich dafür einzusetzen, dass die Gemeinde Neuweiler ihren eigenen Weg schafft. Aus diesem Grund wurde gegen Ende der Veranstaltung ein Arbeitskreis „Soziales“  gegründet. Das erste Treffen des Arbeitskreises „Soziales“ findet am 28. Februar 2014, um 19.00 Uhr im „Gasthof Goldenes Lamm“ in Neuweiler gemeinsam mit SPES-Projektbegleiter Bernhard Goldschmidt statt. Bürgerinnen und Bürger aus allen Ortsteilen sind herzlich eingeladen, mitzuarbeiten und ihre Ideen einzubringen, um so ein würdiges alt werden in der Gemeinde Neuweiler zu ermöglichen.

Ingrid Engelhardt mit Mikrofon und Bernhard Goldschmidt rechts stehend. Im Hintergrund eine Präsentation auf der Leinwand.

Nachdem Martin Buchwald die rund 70 Bürgerinnen und Bürger, die in die Waldschulhalle gekommen waren, begrüßt hatte, erläuterte die Geschäftsführerin der SPES Zukunftsmodelle aus Freiburg, Ingrid Engelhart, die unterschiedlichen Praxismodelle, deren Umsetzung von SPES in verschiedenen Gemeinden erfolgreich begleitet wurde; rechts im Bild zu sehen ist Projektbegleiter Bernhard Goldschmidt:

Die Zukunft der Gemeinde in den Händen ihrer Bürgerinnen und Bürger



Logo Lebensqualitaet durch NäheLQN: LebensQualität durch Nähe

Ein Projekt zur nachhaltigen Sicherung der Lebensqualität in ländlichen Gemeinden.

„Lebensqualität durch Nähe“ ist ein Projekt zur langfristigen Sicherung der Lebensqualität in Gemeinde und Region. Es stärkt die Eigeninitiative der Bürgerinnen und Bürger und motiviert sie zum Engagement für ihre Gemeinde.


Logo DORV"DORF": Dienstleistung und ortsnahe Rundum-Versorgung
Die Nahversorgung geht in vielen Dörfern und Stadtteilen zurück oder ist teilweise gar nicht mehr vorhanden. Die Lebensqualität leidet darunter erheblich, insbesondere für die Bürger, die nicht mehr, oder nicht so mobil sind, also für ältere oder behinderte Mitbürger sowie für Kinder und Jugendliche.

Ziel dieses Zukunftsmodells ist es, die Lebensqualität zu verbessern, wohnortnahe Arbeitsplätze zu schaffen, regionale Identität zu stiften und die Wertschöpfung durch das Anbieten der Produkte regionaler Erzeuger (Landwirte, Metzger und Bäcker) in der Region zu behalten.

Besonders die nicht (mehr) mobilen Menschen und jungen Familien sollen sich im Ort rundum selbst versorgen und lebenslang in der gewohnten sozialen Umgebung leben können.


Logo Zeitbank 55+ Zeitbank 55+

Die Zeitbank 55+ ist eine Initiative, die zur Sicherung der Lebensqualität auch im Alter beiträgt.

Die Zeitbankmitglieder leisten sich gegenseitig Hilfestellung und Unterstützung zur besseren Bewältigung der Aufgaben im Alltag. Aber auch gemeinsame Unternehmungen und Freizeitaktivitäten sind wichtige Elemente einer Zeitbank 55+.

In der Zeitbank 55+ können sich Menschen zusammentun und füreinander da sein. Für die Hilfen, die man gibt, bekommt man die Zeit auf einem Stundenkonto gutgeschrieben.

Wenn man selbst Hilfe in Anspruch nimmt, „bezahlt“ man mit diesen angesparten Stunden.

Ziel ist es, die Stunden nicht nur auf später aufzusparen, sondern schon frühzeitig ein gegenseitiges Geben und Nehmen einzuüben.


Logo Hilfe von Haus zu Haus Hilfe von Haus zu Haus- Den demographischen Wandel als Chance nutzen

Unterstützung für alle Generationen schafft Arbeitsmöglichkeiten in der Gemeinde

„Hilfe von Haus zu Haus“ koordiniert verschiedene Formen der Unterstützung für alle Generationen in der Gemeinde. Die Aktivitäten sind von Ort zu Ort unterschiedlich – es wird das angeboten, was bisher fehlt und zur Steigerung der Lebensqualität beiträgt.

Im Unterschied z.B. zu der Arbeit in einer Zeitbank55+ gibt es bei „Hilfe von Haus zu Haus“ sowohl rein ehrenamtliche Angebote, als auch Leistungen, die verlässlich, in größerem Umfang oder über einen längeren Zeitraum hinweg erbracht werden und deshalb die Grenzen des reinen Ehrenamts überschreiten. Dies betrifft z.B. die Betreuung älterer und pflegebedürftiger Menschen, die Kinderbetreuung und andere Leistungen.

Familienfreundliche Arbeitsmöglichkeiten

Auf diese Weise werden hier familienfreundliche, wohnortnahe Arbeitsmöglichkeiten vor allem für Frauen geschaffen. Den zeitlichen Umfang der Arbeit können die Frauen in Absprache mit der Einsatzleitung selbst bestimmen: von geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen bis zu sozialversicherungspflichtigen Anstellungen sind verschiedene Varianten möglich.

Betreuung älterer, kranker oder behinderter Menschen

Die Betreuung und hauswirtschaftliche Versorgung ermöglicht es älteren, kranken oder behinderten Menschen, auch bei (geringer) Pflegebedürftigkeit im gewohnten Umfeld leben zu können. Die pflegenden Angehörigen werden entlastet und in ihrer Tätigkeit unterstützt.

Die Personen, die hier mitarbeiten, werden in einem spezifischen Lehrgang für ihre Tätigkeit qualifiziert, kontinuierlich weitergebildet und begleitet.

„Hilfe von Haus zu Haus“ begreift sich als Ergänzung zu den Sozialstationen und anderen sozialen Einrichtungen und kooperiert mit ihnen.


Logo Alt werden in vertrauter Umgebung Alt werden in vertrauter Umgebung 

Ziel in diesem Zukunftsmodell ist es, dass ältere, hilfe- und pflegebedürftige Menschen in der gewohnten Umgebung – im Dorf oder Stadtteil – bleiben können.

Gerade bei Demenz oder umfassender Pflegebedürftigkeit ist es nicht immer möglich, sie ambulant bei sich zu Hause zu betreuen und zu pflegen. Auch die Unterbringung in einem Haus für Betreutes Wohnen stößt bei fortgeschrittener Demenzerkrankung und hohem Pflege- und Betreuungsaufwand an ihre Grenzen.

Pflegewohngruppen

Mit der Einrichtung einer Pflegewohngruppe für 8 bis 12 Bewohner kann den Menschen das „alt werden in gewohnter Umgebung" auch im Pflegefall ermöglicht werden.

Die Betreuung und Pflege rund um die Uhr erfolgt in geteilter Verantwortung durch engagierte und geschulte Mitarbeiter/-innen und durch die örtliche Sozialstation, welche die medizinische Behandlungs- und Fachpflege übernimmt. Auch Angehörige und ehrenamtlich Engagierte wirken im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit.

Das Leben in der Pflegewohngruppe orientiert sich am täglichen Leben in einem großen Haushalt, d.h. die Bewohner/-innen können mitkochen, putzen, Wäsche waschen, im Garten arbeiten usw. soweit es ihnen selbst noch möglich ist.

Bedeutung für die Gemeinden

Pflege- und Hilfeeinrichtungen vor Ort sind angesichts des demographischen Wandels auch gerade für die kleineren Gemeinden zunehmend wichtige Infrastruktureinrichtungen. Außerdem entstehen damit vor allem für Frauen flexible und familienfreundliche Arbeitsmöglichkeiten, günstigere Pflege- und Betreuungsentgelte und ein Wertschöpfungseffekt in der Kommune.  
                              
Quelle: www.spes.de

Bürger bei der Ausstellung "Wohnen im Alter"
Im Anschluss an die Auftaktveranstaltung fand noch ein reger Austausch statt und die Ausstellung "Wohnen im Alter" konnte besichtigt werden.

Das LEADER-Projekt „Innovative, barrierearme Wohnformen mit Betreuungsmöglichkeit für ältere Menschen zur Belebung der Ortszentren“ wurde bereits 2012 vom Gemeinderat beschlossen und im Dezember 2013 genehmigt. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass ältere Menschen so lange wie möglich selbstständig in ihrer vertrauten Umgebung wohnen bleiben wollen. Mit einem breiten Spektrum an aufeinander abgestimmten Maßnahmen kann ihnen dies weitgehend ermöglicht werden: Durch Wohnungsanpassungen; durch Einsatz von technischen Hilfsmitteln; durch eine Stärkung der sozialen Netzwerke; durch eine organisierte Nachbarschaftshilfe, die in Ergänzung zu den ambulanten Pflegediensten die Menschen im Alltag unterstützt sowie mit Tagesbetreuungsangeboten. Durch diese Maßnahmen können die älteren Menschen auch bei Hilfebedürftigkeit in ihren Wohnungen und Häusern bleiben und die pflegenden Angehörigen werden entlastet. Dieses selbstständige Wohnen in der eigenen Häuslichkeit ist jedoch nicht mehr sinnvoll bzw. nicht mehr möglich,
  • wenn die älteren Menschen in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind und die Wohnung bzw. das Haus nicht barrierearm umgebaut werden kann,
  • wenn die Menschen allein leben, wenig Sozialkontakte haben und eine Vereinsamung droht,
  • wenn die Menschen an Demenz erkranken und sich nicht mehr allein zurecht finden
  • wenn die Menschen schwerer pflegebedürftig werden und betreut werden müssen.
In diesen Fällen steht dann oft nur noch der Weg in eine stationäre Einrichtung beziehungsweise in ein Pflegeheim zur Wahl. In kleinen Gemeinden „rechnet“ sich allerdings kein Pflegeheim, weshalb die Betroffenen dann gezwungen sind, aus der Heimatgemeinde heraus in ein Pflegeheim in der Umgebung oder in der nächsten
Stadt zu ziehen.

Angesichts der demografischen Entwicklung in den LEADER-Regionen wird dies in Zukunft immer mehr Menschen in den Gemeinden betreffen: bis zum Jahr 2030 wird der Anteil der über 80-Jähringen um weitere 45 Prozent steigen, die Zahl der Menschen, die an Demenz erkranken, wird sich in den nächsten 50 Jahren verdoppeln.

Durch den Aufbau neuer, innovativer, barrierearmer Wohnformen mit Betreuungsmöglichkeit bis zur Rund-um-die-Uhr-Betreuung (auch für Demenzkranke) soll dieser Wegzug vermieden und auch diesen Menschen ermöglicht werden, ihren Lebensabend in ihrer gewohnten Umgebung, das heißt, in ihrem Dorf zu verbringen.

Alt werden in gewohnter Umgebung

„Vor allem die Gemeinden im ländlichen Raum stehen vor großen Herausforderungen durch den demographischen Wandel. Es geht darum, die Dorfgemeinschaft neu zu entwickeln bzw. zu beleben durch solidarische Projekte in bürgerschaftlicher Verantwortung beziehungsweise Mitwirkung. Wir brauchen ein lebendiges Miteinander der Generationen" so Gerhard Kiechle, Bürgermeister a.D. aus Eichstetten, der in seiner Gemeinde gemeinsam mit den Bürgern dieses Zukunftsmodell erfolgreich umgesetzt hat.

Gemeinsam mit Projektbegleiter Bernhard Goldschmidt zeigte sich Bürgermeister Martin Buchwald erfreut darüber, dass 15 Bürgerinnen und Bürger aus allen Generationen sich bereit erklärt haben, im Arbeitskreis „Soziales“ mitzuarbeiten. Hier werden die Ideen gebündelt sowie die Zukunftsplanungen erarbeitet. „Wir hoffen, dass ähnlich wie beim Modellprojekt „Pflegewohngruppe Eichstetten“ die Bürgerinnen und Bürger in Neuweiler ihren eigenen Weg finden, um so gemeinsam an einer lebenswerten Zukunft - auch für ältere, hilfe-  und pflegebedürftige Menschen in Neuweiler zu bauen!“ brachte es Spes-Geschaftsführerin Ingrid Engelhart auf den Punkt. Die Ausstellung des Kreisseniorenrats bildete einen idealen Rahmen für die gelungene Auftaktveranstaltung.

Das Projekt wird durch die LEADER-Aktionsgruppe Nordschwarzwald mit Mitteln der
EU und des Landes Baden-Württemberg gefördert.