Neuweiler mit Hofstett
Nicht erst seit 1975, seit der Gemeindereform, hat der Ortsteil Neuweiler eine Zentralfunktion. Schon seit dem Mittelalter ist hier, wo etwa 1.060 Einwohner ihren Wohnsitz haben, ein kleines ländliches Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum.
Das "Lagerbuch" von 1523 für die Vogtei Calw belegen das "Neuweiler Amt", das aus der ehemaligen Herrschaft Vogtsberg mit Neuweiler als Hauptort, Hofstett, Aichhalden, Fautsberg (so die alte Schreibweise von Vogtsberg, deren Burgruine oberhalb der Rehmühle auf der Wildbader Seite der Kleinen Enz heute noch durch einen restaurierten Bergfried an die einstige Burg erinnert), Aichelberg, Hünerberg und Wenden bestand.
In den frühen Jahren des Unteramts Neuweiler der Vogtei Calw waren Bestandteil von diesem auch drei im Laufe des 15. Jahrhunderts untergegangene Dörfer im heute von Wald bedeckten Dreieck zwischen Würzbach, Agenbach und Oberkollwangen. Die Wüstungen hießen Oberwürzbach, Igelsloch und Hühnerloch (letzteres zu Schmieh gehörig, mit diesem 1320 aus der Herrschaft Fautsburg herausgelöst und in den Stab Zavelstein umgegliedert). Die Oberamtsbeschreibung von 1860 nennt als „Filialen“ des Pfarrdorfs Neuweiler zwar noch Agenbach, Hofstett, Hünerberg, Meistern und die Rehmühle; außer für Hofstett bestanden in Neuweiler seit der Neuordnung der Verwaltung nach den napoleonischen Kriegen im 1806 gebildeten Königreich Württemberg für diese Orte allerdings nur noch kirchliche und damit verbunden schulische Zuständigkeiten. Seit 1850 gibt es kommunal die später in Aichelberg umbenannte Gemeinde Bergorte mit Aichelberg (als bis 1907 kirchlicher Filiale Zwerenbergs), Hünerberg und Meistern.
Seit 1975 ist das hiesige Rathaus als zentrale Verwaltung für alle Ortsteile der neu gebildeten Gemeinde zuständig. Seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts gab es hier einen Markt, wie er auch heute noch dreimal im Jahr als Krämermarkt und einmal als Weihnachtsmarkt abgehalten wird.
Wer Mitte des 19. Jahrhunderts Fässer zu eichen hatte im Oberamt, der musste nach Neuweiler, denn hier gab es die einzige Fässer-Eichanstalt im damaligen Oberamtsbezirk. Auch im Schulwesen war man besonders fortschrittlich: Von zwei Winterabendschulen stand 1860 eine in Althengstett, eine in Neuweiler. Dazu kam in damaliger Zeit ein "Wunderarzt dritter Abteilung" und "einer von sieben Landjägern". Außerdem war das Dorf einer von vier Musterungsplätzen, in dem Generationen von Rekruten gemustert wurden.
Schon Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch das Handwerk und der Handel zum selbstverständlichen Bestandteil des Ortes. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich die nach wie vor idyllisch-ländlich wirkende Ortschaft zu einem dynamischen Gewerbestandort gewandelt, der nach wie vor Ruhe und Erholung bieten kann und ausstrahlt, denn man setzte auf umweltverträgliche Produktionen.
In Neuweiler steht seit 1972 die Grund- und Hauptschule, heute nur noch Grundschule für die gesamte Gemeinde. Die früher in jeder Ortschaft gewesenen Schulhäuser - meist mit Ein- oder Zweiklassenschulen - sind anderen Zwecken zugeführt.
Viel aus der Vergangenheit ist im Heimatmuseum in Neuweiler aufbewahrt oder dokumentiert, das ein gefälliges Ensemble mit der alten Wehrkirche "Stephanus" und den prächtigen Linden in der Nachbarschaft gegenüber dem Pfarrhaus bildet, in dem einst die Balken des herzoglichen Hofstetter Jagdschlosses nach dessen Abbruch verarbeitet wurden.
Wie eingangs erwähnt, ist der Württembergische Herzog in diesem Ortsteil, der schon Bestandteil der Gemeinde Neuweiler vor der Gemeindereform war, seiner Jagdlust nachgekommen. Vielleicht hängt es mit der Jagdleidenschaft der württembergischen Herzöge zusammen, dass für Hofstett von 1551 bis 1972 ein über 400 Jahre währender Vertrag über die "Holzgerechtigkeit" Bestand hatte. Dieser räumte den Einwohnern des Ortes ein, für Neubauten oder Renovierungsarbeiten das notwendige Holz in gewisser Menge aus dem Gemeindewald Neuweiler kostenlos zu verlangen, soweit dieses nicht reichte, nach einem späteren Vertrag unentgeltlich zusätzliches aus den staatlichen Waldungen. So konnten die Dächer verschindelt und die Wände holzvertäfert werden. Ein "Anwalt" gab dem Dorf gegenüber der "Muttergemeinde" zeitweilig eine gewisse Eigenständigkeit.
Denkmal in Hofstett